CVI – Abklärung (cerebral visual impairment – visuelle Wahrnehmungstörung)

Gute Augen alleine sind keine Garantie für beschwerdefreies Sehen – es braucht auch eine intakte Verarbeitung der Seheindrücke im Gehirn. Ihre Augen liefern „nur“ elektrische Impulse – erst das Gehirn macht daraus ein Bild! Die Hirnforschung hat bereits mehr als 30 verschiedene Areale gefunden, die mit der Weiterverarbeitung von visuellen Reizen beschäftigt sind! Und diese müssen alle gut miteinander vernetzt sein.

Und was ist, wenn das nicht reibungslos funktioniert?

Dann kann zwar sein, dass der Sehtest immer einwandfrei ist, aber es ist „wie ein Knoten im Gehirn“.

  • das Kind übersieht immer wieder Details
  • es hat Probleme, sich im Buch/Heft zurecht zu finden
  • es dauert lange, bis es Einzelnes aus einer Menge von Eindrücken heraus gefiltert hat
  • es ermüdet sehr schnell bei visuell anspruchsvollen Arbeiten
  • der Blickwechsel vom Heft auf die Tafel und wieder zurück dauert (zu) lange
  • die Merkfähigkeit von Formen/Objekten/Bildern ist eingeschränkt
  • die Fixationsaufnahme ist ungezielt, der Blick schweift herum oder es wird ständig geblinzelt
  • es besteht Verdacht auf Legasthenie, weil das Kind manche Buchstaben und Zahlen verdreht

Bisher wurde dem Thema visuelle Wahrnehmung in den Augenarztpraxen kaum Beachtung geschenkt. Die Zahl der Kinder mit unspezifischen Lernschwierigkeiten, Verhaltensauffälligkeiten und Schulproblemen steigt stetig. Pädagog*innen bemerken bei manchen Schüler*innen Auffälligkeiten im visuellen Verhalten, wobei der rein augenärztliche Befund ein völlig normales Sehvermögen ergibt.

Daher wurde vom Berufsverband der Orthoptistinnen und Orthoptisten Österreichs (orthoptik austria) die „cvi-Box“ entwickelt. Damit kann erstmals anhand selektiver Testung ausschließlich und altersgerecht sowie – aufgrund entsprechend konzipierter Materialien – auch nonverbal auf die einzelnen Bereiche der visuellen Wahrnehmung (visuelle Aufmerksamkeit/Suche/Exploration, visuelle Form- und Objektwahrnehmung inkl. Figur-Grund, Konstanz und Differenzierung, visuelles Gedächtnis, Gesichtererkennung/soziale Wahrnehmung, Raumwahrnehmung, Visuomotorik) eingegangen werden, um gezielte Fördermaßnahmen und Hilfsmittelempfehlungen geben zu können.

Der resultierende orthoptische Befund ist auch eine wichtige Hilfestellung für andere Berufsgruppen (Therapeut*innen, Pädagog*innen, Psycholog*innen usw.), die die Ergebnisse wiederum in deren Diagnostik und Therapie einfließen lassen können.

Für die Entwicklung der cvi-Box hat unsere Arbeitsgruppe den MTD Innovationspreis 2018 in der Sparte „best practice Modelle“ erhalten und die Box ist als Gebrauchsmuster im deutschsprachigen Raum und in Italien patentiert.



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